Stellungnahme Vorstand JES Bundesverband zum Artikel vom 20.10.2023 „Frankfurt verteilt Crack-Pfeifen an Junkies“

Der Link zum Artikel: Frankfurt verteilt Crack Pfeifen an Junkies, Bezahlt aus Steuergeldern vom 20.10.2023 

An das Redaktionsteam der Bild Regional Frankfurt

Sehr geehrtes Redaktionsteam,
ihren Bericht in der Onlineausgabe vom 20.Oktober haben wir mit Erschrecken gelesen. „Die Stadt Frankfurt verteilt Crack Pfeifen und Rauschgiftsiebe an Süchtige, die damit ihre illegalen Drogen auf der Straße konsumieren“.

Warum erschreckt uns ihre Berichterstattung? Als erstes wegen des Vergleiches mit der Verteilung von „Sturmhauben an Bankräuber.“ Eine Sturmhaube für einen Bankräuber auszugeben, stellt keine Maßnahme der Schadensminimierung dar, sondern eine Beihilfe zur Straftat. Die Ausgabe von sauberen Utensilien an Menschen, die Substanzen konsumieren, ist eine Methode der Schadensvermeidung/ Risikominimierung (Harm Reduction), die in Deutschland seit vielen Jahren eine Säule des Drogenhilfekonzeptes ausmacht.

Warum handelt man so? Um die Schäden des Konsums so gering wie möglich zu halten. Utensilien, die mehrfach von unterschiedlichen Menschen genutzt werden, stellen ein hohes Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten wie Hepatitis C und HIV/AIDS dar. Diese durch Blut sehr leicht übertragbaren Viruserkrankungen sollen vermieden bzw. reduziert werden.

Hierzu gibt es eine Deutschlandweite Kampagne des Bundesgesundheitsministeriums. Link: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Broschueren/Strategie_BIS_2030_HIV_HEP_STI.pdf

Mit dieser Strategie werden auch andere Bürger und Bürgerinnen Deutschlands geschützt. Eine Infektion mit diesen genannten Viren über Küsse oder Bierflaschen ist nicht möglich. Somit ist ihre schräge Darstellung der Verteilung von Crack Pfeifen derart abstrus und widerspricht jeglichem gesunden Menschenverstand. Der von ihnen erzeugte Blick auf drogengebrauchende Menschen, trägt sehr wohl zur weiteren Stigmatisierung dieser marginalen Gruppe bei. Dies widerspricht noch einmal mehr dem einheitlichen Ziel, diese Menschengruppe so weit wie möglich aus der Stigmatisierungsmaschinerie herauszubringen. Als berichtende Presse erwarteten die Leserinnen und Leser ihrer Produkte eine wahrheitsgemäße, gut recherchierte und belegbare Berichterstattung, die in diesem Fall nicht stattfand.

Die Verteilung der Crack Konsumutensilien, das erwähnten sie in ihrem Beitrag, werden vom JES Bundesverband e.V. bereits seit 2019 vorgenommen. Somit ist dies keine neue Erfindung der Stadt Frankfurt. Und von einem zunichtemachen durch das Crack Set Hammer kann nicht im Entferntesten die Rede sein.
Der öffentliche Raum steht Konsument*innen von illegalen Drogen ebenso zur Verfügung wie denjenigen, die in aller Öffentlichkeit Alkohol konsumieren oder Zigaretten rauchen. Die Gruppierung spielt in dieser Hinsicht keine Rolle. Der Raum ist für alle zugänglich und keiner hat ein bevorzugtes Nutzungsrecht. Das alle Gruppen bestenfalls miteinander klarkommen und es wünschenswerterweise ein Nebeneinander gibt, das liegt in der Natur des Menschen.

Dieses Nebeneinander zu erreichen und die Akzeptanz aller Beteiligten zu stützen, verhindern sie mit derartiger Berichterstattung und letztlich kann das nicht wirklich gewollt sein. Gerne tragen wir unseren Teil zu einer realistischen und fachlich richtigen Berichterstattung bei und informieren sie mit unserer Expertise und unserem Fachwissen, so dass ihre Berichte mehr „Hand und Fuß“ haben.
Wir empfinden seit längerem Ärger bzgl. ihrer Berichterstattung zur Frankfurter Drogenszene. Von daher sahen wir es an der Zeit, ihnen dies mitzuteilen und ihnen die Gründungserklärung des JES Bundesverband e.V. nahe zu legen.

„Drogengebrauchende Menschen besitzen ebenso ein Recht auf Menschenwürde und müssen diese nicht erst durch angepasstes, abstinentes Verhalten erwerben.“

Mit freundlichen Grüßen

JES Bundesvorstand

 

Bild- Lupe Zeitung: PIXABAY