„Vom Harz bis ans Meer“

Die neue Safer Use Kampagne der AIDS Hilfe Niedersachsen

Anlässlich des „International Drug Checking Day“ 2019 am 31. März präsentierte der Landesverband Aidshilfe Niedersachsen (AHN) seine landesweite Kampagne zur Risiko- und Schadensminimierung (Harm Reduction) beim Drogengebrauch

60.000 Packs mit Konsumutensilien für Niedersachsen

Unter dem Slogan „Safer Use – Vom Harz bis ans Meer“ werden die elf regionalen Aidshilfen zunächst 60.000 Packs mit sterilen Konsumutensilien und Gebrauchsanleitungen über ihre Beratungs- und Anlaufstellen und ihre Sozial- und Streetworker verteilen. In den drei unterschiedlichen Care Sets – Spritzen, Sniefen, Rauchen – befinden sich außerdem leicht verständliche Tipps für einen risikominimierenden Drogenkonsum. Zusätzlich wird damit für regelmäßige HIV/Hepatitis-Tests geworben.

Die Packs für Drogengebraucher*innen sollen flächendeckend und bedarfsorientiert zugänglich sein, um Alternativen zu mehrfach verwendeten Spritzen, Kanülen, Löffeln, Pfeifen, Röhrchen und Filtern zu bieten. Der Mac Aids Fund und das Land Niedersachsen fördern  „Safer Use- vom Harz bis ans Meer“. Das Konzept wurde im Facharbeitskreis „Drogen und Haft“ der niedersächsischen Aidshilfen gemeinsam mit Expert_innen aus der Selbsthilfe, sowie der AIDS- und Drogenhilfe entwickelt. Bisherige Kampagnenpartner*innen sind neben den regionalen Aidshilfen die JES-Selbsthilfenetzwerke (Junkies, Ehemalige und Substituierte) in Braunschweig, Hannover, Lehrte und Peine sowie die hannoversche Anlaufstelle für Drogen gebrauchende Mädchen und Frauen La Strada (Phoenix e.V.) und die Deutsche Aidshilfe.

Ausweitung der niedrigschwelligen Vergabemöglichkeiten

Für Menschen, die bereits drogenabhängig sind, wünsche ich mir vor allem in kleineren Ortschaften und auf dem Land mehr verlässliche Anlaufstellen. Die Safer-Use-Kampagne soll dafür sensibilisieren, sich und andere vor HIV, Hepatitis und anderen Krankheitserregern zu schützen. Das Nutzen von eigenem, sterilem Spritzbesteck und Zubehör kann das Risiko einer Ansteckung deutlich senken. Die Verteilung der Care Packs ist ein guter Ansatzpunkt, um auch schwer erreichbaren Drogenkonsumenten weitere Hilfen nahe zu bringen und um über Alternativen zu informieren“, sagt Niedersachsens Gesundheits- und Sozialministerin Carola Reimann.

Zur Unterstützung des Kampagnenstarts hat Reimann die drei unterschiedlichen Care Packs gemeinsam mit der Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, im Ministerium präsentiert. „Apotheken sind glücklicherweise an vielen Orten des Landes vorhanden. Damit haben wir in Niedersachsen ein gutes Netzwerk und eine verlässliche Infrastruktur, mit der wir die Möglichkeit haben, Drogensüchtigen zu helfen. Wir sind gerne bereit, uns mit unserem Wissen einzubringen und Maßnahmen auszuloten, wie die Apotheke vor Ort dazu beitragen kann, dass Drogen nehmende Menschen auf risikoärmere Konsumformen umsteigen“, meint Linz.

Neue Konzepte – neue Allianzen

Das wäre ganz im Sinne von Imke Schmieta, Geschäftsführerin der Aidshilfe Niedersachsen: „Unsere Ziele sind, die Risiken beim Drogengebrauch zu minimieren, Infektionen zu vermeiden, die Testbereitschaft zu erhöhen und Hilfsangebote flächendeckend besser zu vernetzen. Safer Use vom Harz bis ans Meer umfasst auch, Politik und Gesundheitsakteur*innen bewusst zu machen, wie viel noch zu tun ist, um Drogen gebrauchende Menschen vor zusätzlichen Gesundheitsrisiken, aber auch vor Ausgrenzung und Stigmatisierung zu schützen.“ Dafür brauche es neue Konzepte und neue Allianzen. Schmieta dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen, die viel Zeit in die Entwicklung und in das Packen der Care Sets in der Braunschweiger Aidshilfe investiert haben und dies auch künftig tun werden.

Dirk Schäffer, Deutsche Aidshilfe meint…..

dass diese Kampagne ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit von Aidshilfen, Drogenhilfen und JES-Gruppen ist. So wurde das Konzept von Beginn an gemeinsam erarbeitet. Eine Kooperation auf Augenhöhe, wie man sie sich viel öfter wünschen würde. Im Prozess der Erarbeitung wurde deutlich, wie wichtig der Input der JES Gruppen war. Die Kampagne zeichnet sich nun durch einen hohen Praxisbezug aus. Der Landesverband übernahm u.a. die professionelle Öffentlichkeitsarbeit und alle Aids- und auch Drogenhilfen in Niedersachsen sind nun aufgerufen die Safer Use Packs auch abzufordern.

Ein besonderer Clou würde in der Kooperation mit den Apother_innen in Niedersachsen bestehen. Diese müssten die Packs kostenfrei an Drogengebraucher_innen verteilen. Dies wäre ein Musterbeispiel für neue Allianzen.