Pressemitteilung zum Gedenktag 2025

2.137 Drogentote, 6 Drogentote täglich, sprechen eine klare Sprache: “Mit passenden Hilfsangeboten könnten wir noch leben.” Eine grundsätzliche Neuorientierung in der Drogenpolitik sichert Überleben

Am 21. Juli 1998 fand in Gladbeck der erste “Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende” statt, initiiert von Karin Stumpf, Mutter eines verstorbenen Konsumenten. Heute wird der Gedenktag international jährlich am 21.07. begangen und erinnert an die Menschen, die an den Folgen des Konsums und wegen fehlender Änderungen als drogenpolitische Maßnahmen, ihr Leben verloren.

Gedenken als Mahnung

Der Gedenktag ist mehr als ein stilles Erinnern – er ist, vor allem für den JES Bundesverband, ein Aufschrei gegen die vorherrschende repressive Drogenpolitik, gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Stigmatisierung. Vielerorts fordern die Initiator*innen der Veranstaltungen ein Handeln der politisch Verantwortlichen, hin zu einer menschlicheren diskrimiminierungsfreien Drogenpolitik, die sich der aktuellen Situation und dem Konsumverhalten annähert. In diesem Jahr erfährt der Gedenktag die Unterstützung von Prof. Dr. Heino Stöver als Schirmherr. Das übergreifende Motto für 2025 lautet:

„Überdosierung und Drogentod können alle Menschen (be)treffen.“

Erschütternde Zahlen und Versäumnisse

2024 starben in Deutschland 2.137 Menschen an den Folgen von Substanzkonsum. Wissenschaft, Drogenhilfe und Drogenselbsthilfe sind entsetzt der hohen Zahl, so wären viele dieser Todesfälle vermeidbar gewesen. In Kooperation erarbeiteten die Beteiligten Handlungsempfehlungen und Maßnahmenkataloge, mit klaren Empfehlungen und konkreten Maßnahmen an die Politik gerichtet. Der Weg ist klar und die Hilfsmaßnahmen, die ergriffen werden müssen, sind wenig aufwendig. Es fehlt an entschlossenem politischem Handeln, um die Drogentodeszahlen zu reduzieren.

Akute Gefahr – die Realität drogengebrauchender Menschen

Die wachsende Präsenz von synthetischen Opioiden wie Fentanyl ist besonders gefährlich. Die Vermischung von Heroin und Fentanyl ist nicht feststellbar und bleibt für die Konsumierenden eine tödliche, nicht einschätzbare Gefahr. Konsumsicherheit lässt sich über Drug Checking Angebote herstellen, in dem die Substanz vor dem Konsum auf synthetische Opioide geprüft wird. Mit der Einrichtung von szenenahen Drogenkonsumräumen in allen Städten und Bundesländern werden Menschenleben gerettet. Der Bund hat dazu die Grundlagen geschaffen, es dann den Bundesländern überlassen eine jeweilige Verordnung zu erarbeiten und diese beiden Hilfsangebote zu realisieren. Wenn die Bundesländer diese Verordnungen nicht schaffen, machen sie sich am Tod weiterer Drogengebraucher*innen mit schuldig.

Der JES Bundesverband fordert die Politik auf

  • Flächendeckendes Drug Checking zu ermöglichen
  • Flächendeckende Abgabe von Naloxon Nasenspray an Konsumierende
  • Drogenkonsumräume in allen Bundesländern zu schaffen
  • Die Aufstockung bestehender und Schaffung fehlender Drogenhilfeangebote, die sich am aktuellen Bedarf und am Konsumverhalten orientieren
  • Die Schaffung von Tagesruheplätzen und Nachtaufenthalten für Menschen mit Drogenkonsum
  • Das Ende der Kriminalisierung von Konsumierenden und eine auf Menschenrechte ausgerichtete Drogenpolitik

 

Kontakt: Claudia Ak

Claudia.ak@jes-bundesverband.de