1276 Drogentodesfälle – Trauer allein hilft wenig

1276 Drogentodesfälle – Trauer allein hilft wenig. Konsequente Risikominimierung ist angesagt!

Anlässlich der Verkündung der Zahl der drogenbedingten Todesfälle des Jahres 2018, greift die Bundesdrogenbeauftragte in ihren Überlegungen zur Reduktion von Todesfällen erneut deutlich zu kurz.

Nach Einschätzung des JES Bundesverbands sowie des Landesverbands JES NRW kommt dem Thema der Schadensminderung (Harm Reduktion) eine zu geringe Bedeutung in der Arbeit der Drogenbeauftragten zu.
Wir vermissen die Darstellung der positiven Effekte von evidenzbasierten Maßnahmen und Angeboten wie Drogenkonsumräumen, Drug Checking (also eine Analyse illegalisierter Drogen) und Naloxon durch die Drogenbeauftragte. Dies wäre ein wichtiges Signal an die Kommunen und Länder. Stattdessen wird das Thema „Harm Reduktion“ als wichtige Säule der Drogenpolitik in Deutschland fast ganz verschwiegen.
In vielen Großstädten wurde für die offenen Drogenszene noch immer keine Möglichkeit geschaffen, abseits des öffentlichen Raums in einem geschützten Umfeld Drogen zu konsumieren. In den bereits existierenden Drogenkonsumräumen hingegen konnten viele tausend Drogentodesfälle durch schnelles Eingreifen von erfahrenen, medizinisch geschulten Mitarbeiter_innen
verhindert werden.
So fehlt es auch an einer bundesweiten Steuerung von Naloxon-Projekten. „Wir können nicht warten bis das Modellprojekt der bayrischen Landesregierung in drei Jahren ausgewertet ist.“ Dieses Gegenmittel wäre in der Lage, viele Todesfälle durch eine Opioid-Überdosis zu verhindern, wenn es möglichst flächendeckend an die Szene abgegeben würde. Hier sind andere Länder wie Dänemark, Frankreich und Großbritannien bereits weiter als Deutschland.
Leider mangelt es der deutschen Drogenpolitik schon lange an der nötigen Konsequenz, aus dem offensichtlichen Scheitern der bisherigen Verbotspolitik zu lernen und erprobte Maßnahmen pragmatischer Risikominimierung offensiv umzusetzen.

JES appelliert deshalb an die Bundesdrogenbeauftragte: „Frau Mortler, setzen Sie sich endlich für ein Ende des totalen Drogenverbots ein. Schaffen sie Modelle der Regulierung und entkriminalisieren sie den Erwerb und Besitz für den Eigengebrauch über eine Mengenbegrenzung.“ So helfen sie Menschenleben zu retten!

Diese Pressemitteilung wurde auch auf openPR im Presseportal Berlin veröffentlicht.