Immer mehr Einrichtungen der Reha bieten Substitution an

von Thomas Hempel, Mitglied der Geschäftsführung und Ärztlicher Gesamtleiter der Therapiehilfe gGmbH, Hamburg, therapiehilfe.de

Die Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger ist eine hochwirksame, etablierte und gut evaluierte medikamentöse Standardbehandlung in der Suchtmedizin.

Kein Zwang zum Abdosieren mehr!

Es ist erforderlich, dass rehabilitative Behandlungen unter Substitution grundsätzlich möglich sind! Ein Zwang zur Abdosierung sollte längst Geschichte sein.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung der S3-Leitlinie zur Behandlung Opiatabhängiger und der dynamischen Entwicklung im Bereich dieses Behandlungsangebots führte der Bundesverband Suchthilfe e. V. (bus.) im September 2021 eine Online-Abfrage unter seinen Mitgliedseinrichtungen durch („Substitution in der Rehabilitation abhängigkeitskranker Menschen“). Gefragt wurde,

  • welche ambulanten, ganztägig ambulanten und stationären Einrichtungen der Suchthilfe Substitution während der Rehabilitation anbieten
  • und unter welchen Bedingungen dies geschieht (z. B. mit oder ohne Zwang zur Abdosierung, mit welchem Substitutionsmedikament etc.).

Es haben 66 Einrichtungen unterschiedlicher Einrichtungstypen an der Umfrage teilgenommen: Fachkliniken für Alkohol und Medikamente, Drogenfachkliniken, Adaptionen, Tageskliniken und Beratungsstellen. Von insgesamt 3.454 angegebenen Behandlungsplätzen entfallen 301 Plätze auf die Substitution.

Die größte Dichte an Behandlungsplätzen für Substitution hat Berlin mit 1:2, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 1:3 Behandlungsplätzen. Schleswig-Holstein bietet 1:6 Behandlungsplätze. Die wenigsten Behandlungsplätze für Substitution (relativ zur Gesamtzahl an Behandlungsplätzen) weisen Baden-Württemberg (1:23) und Nordrhein-Westfalen (1:20) auf.

Interessant ist, dass 45,5 % der an der Umfrage beteiligten Einrichtungen medizinische Rehabilitation und Substitution anbieten. 26 dieser 30 Einrichtungen führen keine Abdosierung während der Rehabilitation durch (86,7 %). Lediglich drei Einrichtungen dosieren grundsätzlich während der stationären Behandlung ab.

Ein heterogenes Bild zeigt sich bei den eingesetzten Substitutionsmedikamenten. Es zeichnet sich eine Individualisierung der medikamentösen Behandlung ab, die mit Sicherheit auch damit zusammenhängt, dass in den letzten Jahren weitere Medikamente für die Substitutionsbehandlung zugelassen wurden.

Quelle

  • Langfassung des Beitrags erschienen auf KONTUREN online, konturen.de.