Profitieren Patient*innen von den Veränderungen der Substitutionsbehandlung?
Befragung von Substituierten durch das JES Netzwerk
Die opioidgestützte Substitutionsbehandlung hat in den letzten Jahren und zum Beginn der Coronapandemie vielfältige Veränderungen erfahren. Dies sowohl in der Zielstellung der Substitution, der Individualisierung der Behandlung sowie im Hinblick auf eine wohnortnahe Substitution.
Durch unterschiedliche Rückmeldungen von Substitutionspatient*innen stellte sich uns als JES Netzwerk die Frage, inwieweit Substituierte über diese Neuerungen informiert sind und in welcher Weise sie davon profitieren.
Um ein bundesweites Bild zu erhalten haben wir eine Umfrage erarbeitet, die uns Auskunft über diese Fragen gibt. Substituierte hatten von Anfang Mai 2021 bis Ende Juli 2021 die Möglichkeit sowohl online als auch in Form einer Postkarte an der Befragung teilzunehmen. Das Ergebnis dieser Befragung liegt nun vor.
Profitieren Patient*innen von den Veränderungen der Substitutionsbehandlung?
1700 Basecaps zum Overdose awareness day am 31 August
Die Substitutionsbehandlung ist eine der wichtigsten Maßnahmen um die Zahl opiuoidbedingter Todesfälle zu reduzieren. Somit passte unsere diesjährige Aktion am 31.08 dem Overdose awareness day wunderbar in die Kampagne. Mehr als 1700 Basecaps wurden an etwa 40 Einrichtungen gesandt.
Resümee des „Aktionstag Substitution am 5.5.2021
Im Rahmen der Coronapandemie einen neuen Aktionstag zum Thema „Substitution“ zu veranstalten, ist schon ein kleines Wagnis. Wir sind froh, dass wir dieses Wagnis eingegangen sind und sich so viele Einrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt haben. Zudem gab es ein riesiges Pressecho, dass Indiz dafür ist, wie aktuell und auch brisant die Fortsetzung der Versorgung von mehr als 160.000 Opioiskonsument*innen ist. Nachfolgend wollen wir den „Aktionstag Substitution“ zusammenfassen und einen kleinen Einblick in die Vielzahl der Veranstaltungen und Aktionen geben.
Osnabrück
- Langer Weg zur Vergabe, sehr früh aufstehe / Lange Zeit bis man Take Home bekommt
- Einige Ärzte wollen nur Geld machen, der Patient ist teilweise egal./ Beim Absetzen lang anhaltende Entzugssymptome
- Wenn man arbeitet oder arbeiten will das einem Steine gelegt werden.
- Mir hat es geholfen wieder klarzukommen, sonst würde ich drauf sein
- Man muss sich nicht mehr den Kopf zerbrechen, wo man das Geld für Stoff herkriegt! 🙂
- Tagesstruktur / Verbesserung des Gesundheitszustands
- Zeit zum Lösen von Problemen da Beschaffung wegfällt / Geld für tolle Sachen
Landsberg
In Landsberg am Lech wurden zum Aktionstag Substitution, Ärzt*innen angeschrieben, ein Infotisch in der Einrichtung erstellt und die Presse folgte unserer Einladung.
Pforzheim
Zum Aktionstag Substitution am 05.05.2021 haben wir von der Plan B gGmbH und dem Kontaktladen Loft Pforzheim eine Social Media-Aktion gestartet. Mitarbeiter_innen und Klient_innen haben in Form von Fotos und Videos ihre eigene Sicht auf die Behandlung geteilt. Unter dem Motto „Substitution ist… “ konnten wir offen ins Gespräch kommen und verschiedene Argumente zusammentragen, welche für eine Behandlung sprechen. Außerdem wurden so auch Unzufriedenheiten und Verbesserungswünsche deutlich. Für uns eine gelungene Aktion, mit der wir durch die Verbreitung über Instagram und Facebook auch überregional ein Zeichen setzen konnten.
Mainz
Das Drogenhilfezentrum CAFE BALANCE in Mainz hat sich gerne am Aktionstag Substitution beteiligt. Da sich derzeit nur 5 Personen gleichzeitig in der Einrichtung aufhalten können, war eine größere Aktion nicht möglich. Aber alle, die an dem Tag die Einrichtung besucht haben, wurden mit dem Thema Substitution konfrontiert und einige kamen ins Nachdenken. Auf einem Fernseher wurden die JES Kurzvideos gezeigt, in denen Betroffene die Vorteile der Substitution darstellen. Infomaterial wurde verteilt, persönliche Gespräche geführt und kleine „Give aways“ wurden verteilt. In dem kleinen Rahmen war die Aktion durchaus erfolgreich und wurde auch weiter in die Szene kommuniziert.
München, Würzburg
Die Drogenhilfe in Würzburg unterstützte den„Aktionstag Substitution“ mit einer Plakataktion rund um das Kontaktcafé „Flow“ in der Rüdigerstraße 3 und der Jugend- und Drogenberatung in der Kapuzinerstraße 19 dafür werben, dass mehr Ärzte*innen in Würzburg und Umgebung opiatabhängige Menschen behandeln. Darüber hinaus stellte das Kontaktcafé an diesem Tag das Thema Substitution für ihre Besucher*innen in den Fokus
„Das Substitut macht mich leistungsfähig und nicht dicht. So kann ich arbeiten und leben, wie andere Menschen auch.“ Er hat mittlerweile Frau und zwei Kinder und seit über sieben Jahren einen festen Job. Einmal die Woche geht er zu seinem behandelten Arzt und auch regelmäßig zur Drogenberatung. (Condrobs München, Würzberg)
Berlin
Unsere Kolleg*innen von Fixpunkt e.V. haben zum Aktionstag Substitution einen Informationstisch am Stuttgarter Platz in Berlin angeboten. Neben den normalen Angeboten, wie Spritzentausch und Konsummobil konnten sich Klient*innen zum Thema Substitution beraten lassen.
Durch die enge Kooperation mit Fixpunkt und dem Login (Suchtberatung und Psychosoziale Betreuung) vom Notdienst für Suchtmittelabhängige und –gefährdete e.V. haben wir Fixpunkt e.V. bei der Beratung der Klient*innen unterstützt und damit auch die Suchtberatung den Klient*innen vorgestellt.
Zudem organisierte VISTA für fast 30 Mitarbeiter*innen ein Webinar zum Thema Substitution mit Prof. Stöver und Dirk Schäffer. Zudem hat VISTA eine Bedarfsbefragung zum Thema Substitution durchgeführt, an der etwa 300 Nutzer*innen teilgenommen haben. Die Ergebnisse folgen in wenigen Tagen
Kleve
Der Caritasverband Kleve hat den Schwerpunkt am 5.5. auf eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit über die Region alpresse sowie Social Media Kanälen gelegt. Die Link im Pressespiegel sowie die hier downloadbaren Texte zeigen, dass das Thema am Niederrhein einen hohen Stellenwert genießt
Fürstenfeldbruck
Das hiesige Projekt führte ein Interview mit der Ärztin Dr Beck und sammelte Statements von Besucher*innen zur Bedeutung des Themas Substitution.
Dr. Astrid Beck
„Ich würde das System flexibler gestalten, weg von den rigiden Strukturen. Die Ärzte sollten die Freiheit bekommen,mehr nach eigenem Ermessen zu behandeln. Auch die Abgabe des Substitutionsmittel könnte dann flexibler gestaltet werden. In der Stadt ist das Verkehrsnetz ja meist sehr gut ausgebaut, aber wenn jemand auf dem Land wohnt und täglich zur Substitutionsausgabe kommen muss, meist auch keinen Führerschein besitzt,für den wird das Ganze zu einer riesigen Herausforderung.“
Aachen
An diesem Plakat haben viele unserer Klient*innen im Rahmen des Aktionstags mitgewirkt. Der Hintergrund wurde von Klient*innen als Graffitti gestaltet. Die einzelnen Sprechblasen wurden aufgrund der aktuellen Pandemiesituation mit den betreuungsterminen gekoppelt. Diese Aktion regte einige dazu an mit einer anderen Sichtweise auf das Thema Substitution zu schauen.
Ahlen
Der Trend der sinkenden Anzahl substituierender Ärzte hält an. Um die flächendeckende Substitution zu ermöglichen, braucht es mehr substituierende Ärzt*innen. Auch wir als Beratungsstelle vom Arbeitskreis Jugend und Drogenberatung im Kreis Warendorf e.V. stellten die Substitution für eine Woche in den Vordergrund und führten eine kleine Umfrage durch. Pressetext in den Westfälischen nachrichten WN_Ahlen
Regensburg
Wir haben im Kontaktladen am Aktionstag Substitution eine
Tischtennisplatte aufgestellt und drei große Blatt Papier draufgeklebt.
Eines mit lachendem, eines mit traurigem Smiley und eines mit „ich
wünsche mir….“. Wir sind mit unseren Besucher:innen sehr gut ins Gespräch über Substitution gekommen, es ist ein großes Thema! Wir freuen uns über viele gute Beiträge, Diskussionen und Gespräche. Es war schön mal wieder intensiver über die Anliegen unserer Besucher:innen zu sprechen. Es wäre schön, wenn sich aus dem Aktionstag etwas entwickelt.
Kehl
Wir haben eine Pinnwand gemeinsam mit den Patienten erstellt und das Ergebnis der Presse vorgestellt. Zu dem Gespräch mit der Presse konnten wir auch einen Patienten gewinnen, der aus seiner Perspektive berichten konnte. Rundum war es ein gelungendes Projekt. Vielen Dank dafür, dass Sie den Aktionstag ins Lebengerufen haben und somit ein Zeichen gegen die Stigmatisierung von Drogenkonsumenten gesetzt haben!
Aktionstag Substitustion in Kehl
Mannheim
In der ZI-Substitutionsambulanz Mannheim, im Kontaktladen Kompass und in der Beratungsstelle haben wir Infowände aufgestellt. Über unsere Präsenz in zwei weiteren Substitutionspraxen (Frau Dr. Anja Kniest und Eckard Klages) in Mannheim sind wir mit den Substituierten ins Gespräch gekommen. Im Mannheimer Morgen ist heute ein Artikel erschienen, der über die Substitutionsbehandlung aufmerksam machen will. Im Kontaktladen und über Streetwork sind wir gezielt auch auf Menschen zu, die sich (noch) nicht in Substitution befinden. Über ein Onlineärztetreffen am 14.04. haben wir bereits auf die schwierige Situation, dass sich immer weniger niedergelassene Ärzt*innen finden, die in die Substitution einsteigen wollen, aufmerksam gemacht. Auch hier in Mannheim gibt es die Tendenz, dass sich die Mediziner*innen eher rausnehmen und es keine Nachfolger*innen für die Zukunft gibt.
Gelsenkirchen
Auf dem Instagram-Profil des Arztmobils https://www.instagram.com/arztmobilgelsenkirchen/?hl=de wurden Videos eingestellt, die die Einrichtung im Rahmen der Initiative „100000 Substituierte bis 2022“ veröffentlicht hat.
Natürlich gab es noch viele Veranstaltungen mehr. Um allen Aktionen, die mit viel Liebe und hohen Engagement durchgeführt wurden, gerecht zu werden, hätten wir eine große Dokumentation realisieren müssen. Ein umfassendes Bild des Aktionstag Substitution am 5. Mai zeigt der Pressespiegel. Da einige Regionalzeitungen dazu übergehen, dass ihre Beiträge nur mit einem Abo lesbar sind, können nicht alle Links zu den meldungen aufgerufen werden.
Pressespiegel_Aktionstag_Substitution
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Befragung aktuell substituierter Patient*innen
Anlässlich des „Aktionstag Substitution“ am 5.5. haben JES NRW und der JES Bundesverband eine Befragung von Substituierten initiiert um mehr Informationen zum Wissensstand dieser Gruppe zu erlangen. Entgegen der Aussage vieler substituierender Ärzt*innen, dass substituierte Patient*innen über die Veränderungen im Rahmen der Covid 19 Pandemie umfassend informiert wurden, stellt sich die Situation im Gesprächen mit Substituierten oftmals anders dar.
Bis zum 31.07 haben Substituierte nun die Möglichkeit Auskunft über ihren Kenntnisstand zu geben. Dies natürlich völlig anonym. Wir freuen uns sehr, wenn Aids- und Drogenberatungsstellen diese Aktion unterstützen und die Postkarten gesammelt an VISION e.V zurücksenden. Zudem kann man ab dem 04.05 unter https://jesnrw.de/umfrage-substitution/ online teilnehmen.
Substituierende Ärzt*innen werben für die Suchtmedizin
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt eine stetige Abnahme der Zahl substituierender Ärzt*innen. Um mehr Patient*innen behandeln zu können, bedarf es mittelfristig zumindest einer gleichbleibenden Zahl von Suchtmediziner*innen. Ein Element der Kampagne „100000 Substituierte bis 2022“ ist daher die Information von Allgemeinmediziner*innen aber auch Psychiater*innen und anderen Ärzt*innen über die Substitutionsbehandlung. Wer könnte das besser als Ärzt*innen die Opioidkosnument*innen aktuell behandeln.
In unserem neuen Video erläutern Ärzt*innen und Ärzte in kurzen Statements warum sie sich für die Suchtmedizin entschieden haben und warum die Behandlung von Menschen mit Suchterkrankungen eine wichtige und medizinisch interessante Aufgabe ist.
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SAVE THE DATE 05.05.2021 Aktionstag Substitution
Wir wissen das die meisten Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe seit mehr als einem Jahr unter besonderen und erschwerten Bedingungen arbeiten. Dennoch haben wir uns entschlossen erstmalig einen Aktionstag Substitution zu lancieren, der Vor Ort mit gerigen Aufwand durchgeführt werden kann.
Hier findet ihr nun das Anschreiben als SAVE THE DATE sowie eine Datei in der wir Formen der Umsetzung vorschlagen, die die aktuelle Situation in euren Einrichtungen berücksichtigt. Wie freuen uns, wenn sich auch eure Einrichtung beteiligt und ein Zeichen für den Ausbau der Substitution setzt.
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Veranstaltung „Gemeinsam mehr erreichen: Interdisziplinär (be)handeln
Im Mittelpunkt dieses digitalen Live Events am 17.03.2021 von 16:00 – 18:00 Uhr steht die HCV/HIV Behandlung von Drogengebraucher*innen und Substituierten.
Referenten sind unter anderem Stephan Walcher ( substituierender Arzt, München) Heino Stöver (akzept Vorsitzender). Zudem gibt es ein Patient*inneninterview von Dirk Schäffer mit einer JES Aktivistin. Wer sich noch anmelden möchte kann dies unter diesem Link tun: https://www.line-events.de/gemeinsam-mehr-erreichen/
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Welche Ausnahmeregeln gelten für die Substitution?
Unter Beteiligung der Fachverbände und Patient*innenorganisationen sowie der Politik wurden Ausnahmeregelungen für die Substitution ermöglicht, die die Versorgung während der Pandemielage gewährleisten sollen. Diese Regelungen gelten aktuell bis Juli 2021. Die aktuellen
Ausnahmeregelungen wurden in dieser Kurzinformation zusammengefasst. Im Medienshop steht dieses medium zum Download und zur Bestellung bereit
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Dafür machen wir uns gemeinsam stark!…..
So lautet der Titel eines neuen Mediums, das gemeinsam mit dem europäischen Netzwerk von Drogengebraucher*innen (EuroNPUD) realisiert wurde. Die Besonderheit dieser Information ist, dass sie sich in gleicher Weise an substituierte Patient*innen, an Ärzt*innen sowie an Mitarbeiter*innen in Aids- und Drogenhilfen wendet. Denn….. gemeinsam schaffen wir das! gibt einen Überblick über wichtige Kernbereiche der Behandlung und stellt in dieser Form erstmalig, alle zur Verfügung stehenden Medikamente in Form einer vergleichenden Tabelle ausführlich vor.
Eine geeignete ,Kurzinformation für Wartezimmer, Kontaktläden und Beratungsstellen.
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Substitutierte informieren über ihre Erfahrungen mit der Substitutionsbehandlung
Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist 4 Menschen zu gewinnen, die ihre Erfahrungen zur Behandlung ihrer Heroinabhängigkeit teilen. Im Mittelpunkt soll die Information von aktuell Konsumierenden stehen, denn das Ziel ist noch mehr Menschen für die Substitution zu gewinnen.
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Neue Medienserie soll Aufmerksamkeit erhöhen
Die neue Medienserie weist u.a. auf einen bundesweiten Aktionstag Substitution am 5.Mai hin. Dieser Tag soll genutzt werden, um mittels Kurzinterventionen auf neue Medikamente und neue Rahmenbedingungen der Behandlung hinzuweisen.
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Drogenbeauftragte der Bundesregierung unterstützt „100000 Substituierte bis 2022“
Alles weitere hier
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Die ersten beiden neuen Medien der Kampagne 100000 Substituierte bis 2022
Der JES Bundesverband hat im Rahmen seiner Mitwirkung an der Kampagne zwei neue Medien veröffentlicht.
Mit der Broschüre „Substitution es gibt viel Neues“ informieren wir substituierte Frauen und Männer über die Veränderungen in der Substitutionsbehandlung.Gerade in den letzten Jahren haben sich die Bedingungen und Richtlinien
der Behandlung im Sinne der Patienten verändert.
Wir glauben, dass diese verbesserten Rahmenbedingungen und Behandlungsziele sowie eine Vielzahl von Medikamenten, die Behandlung individueller und damit lohnender machen.
Mit dieser Broschüre „Heroin ist Teil deiner Geschichte…..“ informieren wir Heroinkonsumenten sowie Frauen und Männer, die neben Heroin auch andere Substanzen wie Kokain, Crack, Cannabis oder Alkohol konsumieren, über die
Substitutionsbehandlung.Gerade in den letzten Jahren haben sich die Bedingungen und Richtlinien
der Behandlung im Sinne der Patienten verändert.
Wir glauben, dass diese verbesserten Rahmenbedingungen und Behandlungsziele sowie eine Vielzahl von Medikamenten die Behandlung individueller und damit lohnender machen.
Beide Broschüren können im Medienshop kostenfrei bestellt werden
JES, Deutsche Aidshilfe und akzept starten Kampagne „100000 Substituierte bis 2022“
Mit der Kampagne „100000 Substituierte bis 2022“ wollen wir gemeinsam dazu beitragen, die Substitution zu stärken. Das Ziel ist, dass bis 2022 mindestens 60 Prozent der Opioidabhängigen behandelt werden.
Kaum die Hälfte der 165.000 Opioidabhängigen in Deutschland erhält derzeit eine Substitutionsbehandlung. Die Behandlung trägt zur gesundheitlichen Stabilisierung bei, ermöglicht Teilhabe am sozialen Leben und verhindert drogenbedingte Todesfälle. In vielen anderen europäischen Ländern ist die Behandlungsquote höher als in Deutschland – in Frankreich, Spanien und Norwegen z. B. liegt sie bei etwa 85 Prozent.
Substitution stärken – gemeinsam mit allen Akteur_innen
Erreicht werden soll das Etappenziel gemeinsam mit Drogenhilfeeinrichtungen, Multiplikator_innen der Selbsthilfe und der Ärzteschaft, aber auch mit Unterstützung der Politik.
Start der Kampagne war der 31. August 2020, dem International Overdose Awareness Day. An diesem Tag stehen weltweit Opioid-Überdosierungen und die damit verbundenen vermeidbaren Todesfälle sowie Gegenmaßnahmen wie die Substitution, Drogenkonsumräume, die Prüfung von Drogen auf Inhaltsstoffe und -mengen und die Gabe des Gegenmittels Naloxon im Zentrum.
100000 Substituierte bis 2022: Die Chancen stehen gut
Die Chancen, das Kampagnenziel tatsächlich zu erreichen, stehen gut: Durch die Corona-Pandemie hat sich die Bereitschaft für eine Substitutionstherapie bei Heroinkonsument_innen erhöht. Zugleich haben sich die ärztlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Behandlung deutlich verbessert.
Aktionen auf verschiedenen Ebenen für verschiedene Zielgruppen
Die Kampagne 100000 Substituierte bis 2022 lebt von Aktionen auf verschiedenen Ebenen für verschiedene Zielgruppen und Akteure.
Konsument_innen
Die Kampagne wendet sich direkt an Heroinkonsument_innen über zielgruppenspezifische Medien um über die „neue Substitution“ zu informieren. So wurde bereits zum Kampagnenauftakt eine Kurzinformation vorgestellt, die über die Aids- und Drogenhilfe direkt an Konsument_innen verteilt wurde.
Bis zum Ende des Jahres wird es eine kleine Serie von Videos geben, bei denen substituierte Frauen und Männer über ihre Beweggründe und positiven Erfahrungen mit der Substitutionsbehandlung berichten.
Ärzt_innen
Auch Ärzt_innen sollen sich mit Kurzvideos an andere Mediziner_innen wenden und über die Substitution informieren und zur Mitarbeit motivieren.
Über die Vorstellung der Kampagne auf Kongressen und Konferenzen, wie dem Suchtkongress in Berlin und München, sollen Mediziner_innen verwandter Fachrichtungen wie z.B. HIV-Schwerpunkteärzte, Hepatologen und Gastroenterologen erreicht werden.
Mitarbeiter_innen im Hilfesystem
Mittels Newslettern, der Nationalen Substitutionskonferenz (NASUKO) sowie Onlinemedien sollen Mitarbeiter_innen in Aids- und Drogenhilfen für die Substitutionsbehandlung sensibilisiert werden. Es gilt in der Beratung, aber auch mittels Kurzinterventionen die Veränderungen der Behandlungsform zu vermitteln, um Drogengebraucher_innen bis zum Behandlungsbeginn zu begleiten.
Fachpublikationen
Die Kampagne und ihre Ziele sollen durch Fachpublikationen in Wissenschafts- und Praxisjournalen transportiert werden.
Gesundheitspolitische Arbeit
Selbstverständlich soll im Rahmen der Kampagne auch eine fortwährende Arbeit an der Veränderung der Rahmenbedingungen der Substitutionsbehandlung geleistet werden. Konkret wird es 2021 eine Initiative zur Veränderung der Richtlinien der BtmVV zur Diamorphinbehandlung geben.